Berescheider Mühle
Das Plätschern des Scheckenbachs klingt entspannt und zufrieden. Eine zugegeben menschliche Zuschreibung. Nahe liegt sie trotzdem, seit der erfolgreichen Renaturierung 2015. Statt durch dunkle Rohre fließt der Mittelgebirgsbach nun über kleine Kaskaden und in selbst gewählten Schleifen dem Schafbach entgegen. Ihn zu begleiten durch die naturnahe Landschaft des unverbauten Scheckenbachtals hin zu den Höhen der Hecken- und Wiesenlandschaft rund um Schleiden, zählt sicher zu den idyllischsten Spaziergängen im Naturpark Eifel – Hohes Venn.
Ein schöner Ausgangspunkt für die Wanderung durch das Scheckenbachtal ist der kleine Parkplatz an der Landstraße Richtung Campingplatz Schafbachmühle, am Abzweig nach Berescheid. Eine Tafel zum „Edelkrebspfad“ weist hier schon auf ein zentrales Naturerlebnis hin: Die Eifeler Bäche und ihre Bewohner. Dem Wanderzeichen 32 Richtung Berescheider Mühle folgend gelangen Sie in das Tal des Scheckenbachs hinein. Es ist der Eintritt in ein landschaftliches Kleinod, in dem meist nur das Plätschern des Baches und Vogelstimmen zu hören sind. Auf einer Strecke von rund anderthalb Kilometern talaufwärts bleibt Ihnen das Bild der lieblichen von Bäumen und Büschen gesäumten Auenlandschaft mit dem sanft daher fließenden Bach erhalten. Im Frühjahr entdecken Sie sicherlich einen typischen Bachbegleiter auf den artenreichen Feuchtwiesen. Die Blütenstände der auch als Heilmittel eingesetzten Gemeinen Pestwurz recken sich dem Licht entgegen. Anfang des Sommers verwandeln dann unter anderem Bärwurz und Mädesüß die Wiesen in ein Blütenreich. Die feuchten Hochstaudenflure ziehen in diesen Monaten zahlreiche Schmetterlingsarten, aber auch Libellen an. Sie nutzen die Blütenstände als Sitzwarten, um ihr Wasserrevier im Blick zu halten.
„Müllerglück“ am Scheckenbach
Eine plätschernde Auszeit sollten Sie am Picknickplatz an der ehemaligen Berescheider Mühle einlegen. Wo vor einiger Zeit noch ein Rohr den Scheckenbach schnörkellos zu Tal führte, springt er heute über eine kleine künstliche Kaskade. Dem Murmeln zu lauschen, die Füße zu kühlen oder sich als kleine Wasserbauer zu betätigen, macht den Reiz des Rastplatzes aus. Auch in den vergangenen Jahrhunderten – genau zwischen 1660 und 1938 – lud dieser Ort zum Stelldichein. Während in der Mühle das Getreide gemahlen wurde, blieb genügend Zeit, um Neuigkeiten aus dem Dreiborner Dorfleben auszutauschen oder für ein Rendezvous zwischen Verliebten. Für zuverlässigen Schwung auf dem Mühlrad sorgte ein ausgeklügeltes Weiher- und Mühlgrabensystem. Nach dem vollständigen Abriss lässt heute nur noch ein Geländesprung den Standort der Mühlenanlage erahnen.
Barrierefrei – ein Gütesiegel auch für Bäche
Von der Berescheider Mühle führt der Weg weiter talaufwärts Richtung Patersweiher. Wie schon im südlichen Bachtal lenken auch hier Querungen des Bachs über Holzstege, Brücken und Haubenprofile die Aufmerksamkeit auf die Renaturierung des Scheckenbachs. 2015 wurden an fünf Stellen Rohre entfernt und durch geeignete Durchlässe ersetzt, das Bachbett mit Basaltsteinen naturnah ausgestaltet. So haben wandernde Krebs- und Fischarten wie etwa die Forelle oder das Bachneunauge wieder Passiermöglichkeiten zu ihren bevorzugten Laichstellen. Mit den bereits zuvor erfolgten Maßnahmen am Schafbach und seinen Nebenbächen ist nun das ganze Bachsystem im Naturschutzgebiet wieder barrierefrei durchlässig, von den Quellen bis zur Mündung in die Olef.
Dass barrierefrei nicht immer mühelos meint, zeigt Ihnen der nächste Wegabschnitt, der Sie durch das lichte Hochtal über einen kleinen Pfad noch zu zwei außergewöhnlichen Stationen im Naturschutzgebiet führt. Nah beieinander liegen der „Ruheschatz“ und „Baumschatz“ des Scheckenbachtals – zwei Kostbarkeiten für die Sinne. Von dort aus können Sie auf gleichem Weg zum Parkplatz zurückkehren oder Sie wählen ab dem Wegweiserpfosten „Königsdell“ eine ca. 4,5 Kilometer lange alternative Route talwärts. „Oberer Steinbach“ lautet nun die Richtungsangabe, der Sie folgen bis zum Wegweiserpfosten „Scheckenbach“ – Start- und Zielpunkt Ihrer Wanderung.
Besonderheiten im Scheckenbachtal
Die kostbare Arnika macht sich rar
Bergwohlverleih ist der sprechende Zweitname der Echten Arnika. Er verweist auf die wundheilenden und schmerzstillenden Fähigkeiten des unter Naturschutz stehenden giftigen Korbblütlers. Von Mitte Mai bis August leuchtet die Arnika montana dottergelb auf den sauren, nährstoffarmen Borstgrasrasen des Scheckenbachtals auf. Dieses Vorkommen ist ein seltener Glücksfall, denn die populäre alte Kulturpflanze steht in Deutschland auf der Roten Liste gefährdeter Pflanzen. Erkennbar ist die Staude an ihrem stets leicht zerzausten Blütenstand. Diese „lässige Frisur“ hält auch dem typischen Eifelwind locker stand.
Keine Lust, als „Rohrpost“ zu enden
Ein wandernder Fisch zu sein, ist nicht immer leicht. Neben natürlichen Hindernissen wie Totholz oder Stromschnellen, behindern Rohre häufig den Weg zu Nahrungs- oder Laichgebieten. Doch warum sind sie bei Bachbewohnern so unbeliebt? Bachaufwärts ziehende Fische und Krebse kämpfen mit der höheren Fließgeschwindigkeit oder finden an den glatten Innenwänden keinen Halt. Langsamen Wanderern geht die Nahrung im „Tunnel“ aus und auch der übliche Absturz am Rohrende erweist sich – in Gegenrichtung unterwegs – als unüberwindliche Barriere. Auch den Bächen folgende Insekten bleiben lieber oberirdisch, statt im Dunklen eines Rohres die Orientierung zu verlieren. Viele Gründe also, Bäche in ihrem natürlichen Bett zu lassen oder ihnen, wie im Naturschutzgebiet Schafbachtal geschehen, ein naturnahes und damit passierfähiges wieder zu richten.
Freie Wirtschaft – kein Thema für die Dreiborner Burgherren
Gemahlen wird zuhause! Diese klare Ansage machten die Dreiborner Burgherren ihren Untertanen. „Soll einer im Ausland mahlen lassen, dann soll man ihm nehmen Sack und Pferd. Den Sack soll der rechtmäßige Müller haben, das Pferd fällt dem Herrn von Dreiborn zu.“ Schleiden und die nahe gelegene Weihermühle zählten 1660 bereits zum Ausland. Der Scheckenbach markierte die Grenze zwischen der Grafschaft Jülich, zu denen das Lehen Dreiborn gehörte und der Grafschaft Luxemburg, dem Schleiden zugehörig war. Konsequenterweise befahl Reichsritter Johann von Harff 1660 also den Bau der Berescheider Mühle auf eigenem Terrain. Mit Geld der Grafen, mit Arbeit des Volkes.