Der Kartoffelbaum in Stolberg-Zweifall

Im Wald oberhalb von Stolberg-Zweifall wachsen Kartoffeln am Baum. Wenn man genau hinschaut, dann hängen sie nur dran. Aber sie haben dem Baum wohl schon vor 100 Jahren seinen Namen gegeben. Und die Tradition, ihn mit den Knollen zu schmücken, lebt weiter.

Der Kartoffelbaum, an dem Kastanien wachsen

Der Kartoffelbaum an der markanten Weggabelung im Wald oberhalb von Stolberg-Zweifall war früher eine Eiche. Im letzten Weltkrieg fiel sie den anrückenden Amerikanern zum Opfer. Nach 1945 wurde an dieser Stelle eine Kastanie gepflanzt, Kartoffelbaum „Nummero zwei“, sozusagen. Denn der Name blieb für den Baum, den jeder kennt, der zwischen Mausbach, Zweifall und Vossenack im Wald unterwegs ist.

Natürlich wachsen an dem Baum, der sich mitten auf der Wegekreuzung den Wanderern und Bikern präsentiert, keine Kartoffeln. Oder vielleicht doch? Hängen da nicht lustig geformte oder gar verzierte Kartoffeln dran? Die Geschichte zum Baum ist vielleicht 100 Jahre alt und sie erzählt von einem Zweifaller, der behauptete, im Wald gäbe es einen Baum, an dem Kartoffeln wachsen. Er erzählte so überzeugend vom Kartoffelbaum, dass er sogar Wetten annahm. Mit seinen Wettkumpanen stieg er dann hinauf in den Wald, um nachzusehen. Und tatsächlich: Der ganze Baum hing voll mit Kartoffeln. Das Staunen war groß, die Schläue des Wettsiegers wurde bewundert. Er hatte sie natürlich vorher selbst dort hingehängt.

Seitdem hat der Baum seinen Namen weg und immer noch werden regelmäßig Kartoffeln in seine Zweige gehängt. Andere Geschichten erzählen, dass Pilger, von Zweifall unterwegs zur Kirche in Konzen, unter der Eiche Pause gemacht und ihre mitgebrachten Kartoffeln am offenen Feuer zubereitet hätten. Oder, dass Minenarbeiter aus Stolberg auf dem Weg zu ihrem Steinbruch unter diesem Baum mit Kartoffeln beköstigt wurden. Während des Krieges und auch noch lange danach führte am Kartoffelbaum eine Schmugglerroute vorbei. Städter und Bauern haben hier ihre Waren getauscht, ein Grund mehr, den nahrhaften Spitznamen des Baumes beizubehalten.

Die Hamich Runners, ein Lauf- und Walkingverein aus Langerwehe-Hamich, laden jeden Herbst zur Kartoffelbaum-Runde für Läufer, Walker und Radfahrer ein. Auf anspruchsvollen Strecken geht es durch den Hürtgenwald. Das Ziel ist der Kartoffelbaum, den die Aktiven dann mit ihren phantasievoll geschmückten und verzierten Kartoffeln behängen. Eine Hütte und das Marien-Denkmal der Stolberger Heimbach-Bruderschaft laden jeden ein, hier Pause zu machen.