Naturschatz Meuchelberg
Wohl dem, der sich vom Namen dieses Naturschatzes nicht abschrecken lässt. Denn auf der südlich von Heimbach gelegenen 373 Meter hohen Erhebung warten keineswegs finstere Gestalten. Vielmehr bittet auf dem Meuchelberg ein außergewöhnliches Landschaftsmosaik mit tollen Ausblicken und selten gewordenen Tierarten wie Mauereidechse oder Steppengrashüpfer um Beachtung.
Fast möchte man glauben ein Landschaftsarchitekt hätte den Meuchelberg geplant und ihn dann – wohl geformt – in die Kehre der Rur gesetzt. Nicht zu hoch, nicht zu breit, passend zur gemütlichen Kulisse Heimbachs; bekannt als Luftkurort und Nationalpark-Kommune. Doch gerade die Highlights des Nationalparks Eifel stellen den Meuchelberg oftmals in den Schatten und bringen ihn um die Aufmerksamkeit, die er allemal verdient. Die Heimbacher wissen jedoch seit Generationen, was sie an ihrem Hausberg haben und alle anderen können dies auf einer knapp fünf Kilometer langen Rundwanderung eindrücklich erfahren.
Ein „Umlaufberg“ lädt zur Besteigung
Der Meuchelberg ist ein sogenannter Umlaufberg. Und damit ist natürlich doch ein Landschaftsarchitekt entlarvt. Die Rur hat sich an dieser Stelle über zwei Millionen Jahre in einer Schleife rund um den Berg herum eingegraben, der Fluss umspült sie heute fast inselartig. Jetzt vom Begriff des Umlaufbergs auf eine
bequeme Uferwanderung zu schließen, ist ein wenig vorschnell. Zwar beginnt die Vielfalt der Lebensräume mit den artenreichen Glatthaferwiesen in der Flussaue der Rur, doch wer den Naturschatz Meuchelberg in seiner Gesamtheit genießen will, muss unweigerlich dem Wanderzeichen 29 in die Höhe folgen. Vom Start am Heimbacher Wanderparkplatz „Über Rur“ bis zum Gipfel sind dies gut 188 Höhenmeter, an manchen Stellen mit kurzen steilen Passagen. Unterwegs begegnen Ihnen die für ein Mittelgebirge typischen Waldgesellschaften. Auf der Nordseite dominieren schattige Schlucht- und Hangwälder, auf der südlichen haben sich trockenwarme Eichenwälder entwickelt. Vor allem hier setzen Heiden, Ginster und Felsen im Vorbeigehen mal liebliche, mal schroffe Akzente. Besonders reizvoll ist die Meuchelberg-Runde im Frühjahr und im Herbst. Dann, wenn die laubfreien Bäume die Sicht freigeben etwa auf das im Jugendstil erbaute Wasserkraftwerk oder die Burg Hengebach. Zudem verwandelt im Herbst das dichte Laub auf den Waldwegen, jeden Meter in einen raschelnden Naturgenuss. Das sind jedoch nicht die Gründe, weshalb der Meuchelberg ein ausgewiesenes Natura-2000 Gebiet ist.
Natura-2000-Gebiet aus gutem Grund
Die Gründe heißen Mauereidechse, Steppengrashüpfer oder auch Spanische Flagge. Der tagaktive Nachtfalter war mit ausschlaggebend dafür, dass der Meuchelberg 1999 zum Natura-2000 Gebiet ernannt wurde. Damit werden Lebensräume von „gemeinschaftlichem Interesse“ unter Schutz gestellt. Lebensräume wie beispielsweise der Hangmischwald des Meuchelbergs oder seine Fels- und Heideflächen. Sie sind für einige wärmeliebende Reptilien- und Insektenarten das letztmögliche Quartier vor der Grenze zum rauen Norden Mitteleuropas. Natura-2000 Gebiete sollen vernetzt das Überleben gefährdeter Tier- und Pflanzenarten sichern. Sie bieten auf kleiner Fläche einen spezifischen Lebensraum oder verbinden als Wanderkorridore größere Schutzgebiete. Ein solcher Trittstein im Biotopverbund des Rurtals und des Kermeters ist der 58 Hektar große Meuchelberg.
Besonderheiten am Meuchelberg
Die Mauereidechse
Die Mauereidechse oder Podarcis muralis kann ihren südlichen Charakter nicht leugnen. Je wärmer, desto besser lautet ihr Motto. Demensprechend liebt sie die nach Süden exponierten Felsen des Meuchelbergs. Hier kann es an heißen Tagen durchaus eng werden. Auf der Suche nach den besten Plätzen wieseln die flinken Eidechsen selbst senkrechte Felswände mühelos hoch. Die Population der Kletterkünstler in der Rureifel ist eines der nördlichsten und landesweit das größte Vorkommen. Hoffentlich noch für lange Zeit, denn die Mauereidechse ist wie viele wärme- und trockenbedürftige – sogenannt xero-thermische – Arten das Relikt einer vergangenen Zeit.
Ein Naturschatz mit
“sagenhaftem” Ruf
Was wäre ein „Schatz“ ohne eine volkstümliche Sage. Zwei Brüder sollen sich auf dem Berg einst heftig gestritten haben. Den Worten folgten die Fäuste, ohne dass es einen Sieger gegeben hätte, am Ende fielen beide ihrem tödlichen Zorn zum Opfer. Geblieben ist der Name Meuchelberg. Ein Name, der so gar nicht zu seiner heutigen Bedeutung passt, denn die besteht eindeutig darin, gefährdetes Leben zu schützen und seinen Besuchern ein eindrucksvolles Naturerlebnis zu bieten.
Die spanische Flagge
Die Spanische Flagge ist ein kleiner Vagabund. Als Wanderfalter ist er zwischen Mitte Juli und September viel unterwegs, wechselt je nach Temperatur seinen Aufenthaltsort. Genau deshalb schätzt er den Meuchelberg. Hier findet er den kleinräumigen Wechsel von Lebensräumen, den er für sein Wohlbehagen, aber auch vom Nahrungsangebot her für sich und seine Larven braucht. Weil diese Gebiete immer seltener werden, ist die Spanische Flagge, die zur Familie der Bärenspinner zählt, mittlerweile in die deutsche Vorwarnliste aufgenommen.