Der Mammutbaum in Stolberg

Er ist ein sanfter Riese, der Mammutbaum. Wenn man mit der Faust auf seine Rinde schlägt, trifft man auf ungewöhnlich weiche, nachgiebige Fasern. Bis zu 1.500 Jahre alt sind manche dieser immergrünen Exemplare. Der Baum am Parkplatz Roggenläger im Stolberger Forst kommt auf mindestens 120 Jahre.

Von sanften Riesen und einem strengen Waldhüter

Groß, größer, am größten … Mammutbäume sind die Rekordhalter unter den Bäumen. Sie beeindrucken mit Höhen um die 100 Meter und Durchmessern zwischen sechs und acht Metern. Auffällig ist die dicke, faserige, weiche Rinde, die völlig harzfrei ist. Das schützt den Mammutbaum vor Waldbränden und erklärt, warum er so uralt werden kann.

Ihre Heimat liegt im milden Klima der kalifornischen Sierra Nevada. Erst im 19. Jahrhundert kamen die ersten Mammutbäume nach Europa, wo sie meist als Solitäre in Parkanlagen gepflanzt wurden. Dass sie auch am Forsthaus Roggenläger anzutreffen sind, ist dem Förster Hugo Banehl zu verdanken.

Banehl stammte aus Posen im heutigen Polen, das von 1793 bis 1918 preußisch war. Vier Jahre diente er als Gardejäger in Potsdam, wurde Leibjäger des rumänischen Königs und bekam im preußisch-französischen Krieg 1870/71 das Eiserne Kreuz 1. Klasse verliehen. Die militärische Disziplin prägte Banehl wohl auch in seinem Beruf als Gemeindeförster im Büsbacher bzw. Breiniger Wald, wo er von 1883 bis 1912 arbeitete. Zeitzeugen beschreiben ihn als „großen, stattlichen Mann, von straffer, stolzer Haltung mit durchdringenden Augen“. Im Forst war er gefürchtet als strenger Waldhüter. Holzfrevler und Viehhirten, die er im Wald antraf, zeigte er „ohne Nachsicht zur Bestrafung an“. Er heiratete Maria Nielich, die Tochter eines Försters im Vichttal. Auch in der Familie, heißt es, soll er ein despotisches Regiment geführt haben, unter dem Frau und Kinder sehr litten. Allerdings engagierte er sich auch im Presbyterium der evangelischen Gemeinde zu Zweifall. Während seiner Stolberger Zeit führte ihn eine „abenteuerliche Erbschaftsreise“ nach Übersee. Das Mitbringsel aus Amerika: Stecklinge des Mammutbaums. Die exotischen Setzlinge schlugen Wurzeln und gediehen zu imposanten Bäumen. Der mächtigste Baum der Sammlung steht unmittelbar am Parkplatz Roggenläger. Seine derzeitige Höhe ist leider nicht vermessen, der Stammumfang aber arbeitet sich mit 5,20 Meter so langsam Richtung „Champions League“.