Die Traubeneiche in Nettersheim-Roderath

Früher stand die Traubeneiche von Roderath oft im Mittelpunkt des Dorflebens. Heute geht es ─ ihrem Alter angemessen ─ etwas ruhiger zu. Auf dem „Abstellgleis“ steht ist der Baum dennoch nicht. Schon bald wird die kapitale Eiche eines der Wahrzeichen eines 25 Kilometer langen Wanderwegs sein.

Eine echte Eifeler Weggefährtin

Für die Bewohner und Bewohnerinnen von Roderath ist die Traubeneiche alterslos. In ihrem Gedächtnis steht sie seit Urzeiten an der Straße von Roderath nach Pesch, mit unverändert imposanten Ausmaßen. Zugegeben, bis in die Römerzeit reichen ihre Wurzeln nicht, auch wenn die bekannte Grabungsstätte „Villa Rustica“, ein Gutshof aus 1. Jahrhundert, in unmittelbarer Nachbarschaft liegt. Belegt dagegen ist, dass die Eiche um 1900 mitten im Geschehen des Kalkabbaus von Roderath stand. Im südöstlich gelegenen Steinbruch wurden die roh behauenen Blöcke auf kleine Loren geladen. Pferde zogen sie über eine Lorenbahn nach Roderath. Zu Füßen der Eiche, gegenüber der Gaststätte Rudolf, fand das Umladen des fossilienreichen Kalksteins statt. Weiter ging es mit der kostbaren Fracht per Pferdefuhrwerk zum Bahnhof von Münstereifel. Der Roderather Kalkstein war zu dieser Zeit ein begehrtes Baumaterial. Poliert, ähnelte er in seiner Struktur dem weitaus teureren Marmor. Da lag es nah, mit dem „Eifelmarmor“ auch Kirchen in der nahen Umgebung, wie in Frohngau, zu schmücken. Aber bereits um 1910 wurde der Roderather Marmorbruch unrentabel und das Gelände verwilderte. An dieses Kapitel Eifeler Wirtschaftsgeschichte erinnert eine Lore am Verladeplatz neben der Traubeneiche.

Doch die Roderather konnten nicht nur arbeiten, sondern auch feiern. Hoch her ging es an der Eiche vor allem zu Kirmeszeiten. Unter lauten Anfeuerungsrufen fand das traditionelle „Hahneköppen“ statt. Kein Brauchtum für Tierfreunde, wenn gleich der Hahn schon vor dem Wettstreit der Dorfbewohner geschlachtet wurde, bzw. in manchen Eifler Orten durch Holzattrappen ersetzt wurde. Heute findet die Kirmes im Ort statt und um die stattliche Wintereiche ist es ruhig geworden. Dem sich früh verzweigenden Baum mit seiner imponierenden Kronenhöhe von X Metern machen dieser Tage vor allem Wanderer und Spaziergänger ihre Aufwartung. Deren Zahl wird sich zukünftig wohl noch deutlich erhöhen. Ein Qualitätsrundwanderweg, der fünf Nettersheimer Ortsteile verbinden wird, ist an der Traubeneiche entlang geplant. Neues Publikum für eine alte, ehrwürdige Hauptdarstellerin.