Naturschatz Oberes Rurtal

Das Obere Rurtal ist viel mehr als ein Naturschatz. Es ist eine ganze Schatzkammer. Der landschaftliche, historische und ökologische Reichtum des Natura-2000 Gebiets lässt sich am besten von einem Logenplatz aus entdecken: dem Fahrradsattel. Mal sportlich auf dem Rur-Ufer-Radweg, mal bequem flach auf der Trasse der Vennbahn radelnd, zieht das Bilderbuchpanorama eines Flusses vorbei, der sich fast nach jeder Biegung anders präsentiert.

Wie schön, dass Start und Ziel der Naturschatzrunde Oberes Rurtal in Monschau liegen. So muss sich keiner endgültig verabschieden vom Flair des  Fachwerkstädtchens mit seiner interessanten Tuchmacherhistorie. Einmal im Sattel machen die romantischen Stadtimpressionen schnell Platz für Eindrücke aus der Flussperspektive. Die Rur zeigt sich flussaufwärts als flottes Wildwasser in einem fast canyonartig anmutenden Tal. Von imposanter Höhe grüßen bald die Felsformationen der Ehrensteinley. Weiter in westliche Richtung radelnd, kommt das aus dem 12. Jahrhundert stammende Kloster Reichenstein in Sicht. In der ehemaligen Prämonstratenser-Abtei führen seit 2017 Benediktinermönche ein kontemplatives, zurückgezogenes Leben. Fast werbemäßig präsentiert sich kurz darauf schon einmal die Vennbahn. Eindrucksvoll überquert ein Viadukt die Rur und weckt die Vorfreude, auf der Bahntrasse zurück zu radeln. Vorerst jedoch folgt die Tour weiter dem Logo des Rur-Ufer-Radwegs in Richtung deutsch-belgische Grenze.

Zurück zu einer naturnahen Auenlandschaft

Hinter der Norbertuskapelle und der Rurbrücke weicht der Fichtensaum deutlich vom Fluss zurück. Im Rahmen eines Renaturierungsprojekts wurden Fichtenbestände gefällt, damit sich auentypische Feuchtwiesen wieder entwickeln können. Bis dieser Zustand erreicht ist, müssen die nachwachsenden Jungfichten stetig entfernt werden. Nicht nur Schmetterlinge und Libellen freuen sich nachweislich schon jetzt über die neuen Freiräume. Auch die Rur kommt aus ihrem „Schattendasein“ heraus und misst wieder normale Wassertemperatur. Den Verlust der Fichtennadeln als Nahrung verschmerzen die Bachbewohner locker. Schon immer schmeckten Bachneunauge & Co. das Laub heimischer Bäume wie Erle, Esche oder Berg-Ahorn deutlich besser. Insgesamt „entfichtete“ das Projekt entlang der Eifelbäche eine Fläche so groß wie 120 Fußballfelder. Entfernt wurden zudem Barrieren, die Tiere auf ihren natürlichen Flusswanderungen hinderten. Freie Fahrt heißt es nun für Fische ebenso wie für die Radler am Ufer. Kurz vor Küchelscheid lohnt es sich dennoch einmal abzubremsen. Der Name des Rastplatzes „Am Alten Badetümpel“ erinnert an vergangene Wasservergnügen. Während der Pause lässt sich gut entscheiden, ob die reizvolle Extraschleife Richtung Kalterherberg noch in die Ausflugsplanung passt. Ab 2019/20 empfängt Sie dort ein Infopunkt, ein Radservicezentrum und natürlich radfreundliche Gastgeber.

Tour-Informationen

Start Parkplatz Burgau
Aufstieg 124 m
Abstieg 124 m
Länge der Tour 14,8 km
Dauer 1:15 Stunden
GPX-File Download
Karte Download

Auf einer Schleife durch die stille Vennlandschaft

Exkurs: Wenn Sie nun die Naturschatz-Runde am Bahnhof Richtung Sourbrodt verlassen, geht auf einer Sonderschleife durch die urwüchsige Hochmoorlandschaft des Hohen Venn. Nur absolute Spezialisten aus dem Pflanzenreich überleben auf den nährstoffarmen Torfböden. Umso schöner, wenn links und rechts des Wegs sich Glockenheiden, Moorlilien oder das weiße Wollgras präsentieren. In Sourbrodt sollten Sie kehrtmachen um zurück nach Küchelscheid zu gelangen.
Rechts fahren Sie von Küchelscheid zurück nach Monschau, geleitet durch das Vennbahn-Logo. Maximale Steigungen von zwei Prozent machen entspannte Panoramablicke ins Rurtal möglich. Am Monschauer Bahnhof heißt es von der Vennbahn-Trasse Abschied nehmen und rechts abbiegend über den Biesweg ins Stadtzentrum hinunterrollen. Sollten diese Etappen der jungen Rur bei Ihnen die Lust auf mehr geweckt haben, wartet in Monschau wieder das Rur-Ufer-Radweg-Zeichen. Es weist Ihnen den Weg bis ins niederländische Roermond. Gute Fahrt!

Besonderheiten im oberen Rurtal

Die Wasseramsel: eine Tauchexpertin taucht wieder auf

Mit etwas Glück und einem Fernglas lässt sich im Oberen Rurtal immer öfter die Wasseramsel beobachten. Dank der Renaturierungsmaßnahmen hat sie sich von der roten Liste bedrohter Arten verabschiedet und taucht nun an der Rur wieder auf und unter. Ihre Nahrung – Insekten, Larven, Flohkrebse und mehr – findet die Cinclus cinclus nämlich unter Wasser. Bei den erstaunlich langen Tauchgängen kommt ihr ein dichtes Gefieder, verschließbare Ohren und Nase zugute. Der Charaktervogel mit der auffälligen weißen Brust signalisiert allen Naturkennern: Hier ist ein Bach sauber und artenreich.

Radvergnügen auf der Vennbahn

1889 zuckelte erstmals ein Güterzug von Aachen-Rothe Erde ins luxemburgische Troisvierges, das damals noch Ulfingen hieß. Bis in die 1920er Jahre blieb die eiserne Verbindung zwischen den Kohlerevieren Aachens und den lothringischen bzw. luxemburgischen Stahlhütten enorm wichtig. Dann fiel der Kurs der Vennbahn. Zollhindernisse und ihr „Schneckentempo“ machten sie allmählich zum Auslaufmodell. Nach einer kurzen touristischen Bahnnutzung sind es heute die Radfahrer, die durch drei Länder und drei Landschaften flitzen. Eifel, Hohes Venn und Ardennen bilden die Kulisse für 125 Kilometer qualitätsvolle Radkilometer. Damit zählt die Vennbahn zu den längsten Bahntrassenrouten in Europa.

Klein, aber oho − der Blauschillernde Feuerfalter

Es bedarf schon eines guten Auges, um den Blauschillernden Feuerfalter bei seinem sommerlichen Tanz zu verfolgen. Mit einer Spannweite von höchstens 27 Millimetern zählt er nicht gerade zu den Riesen unter den Feuerfaltern. Wenn schon nicht groß, dann aber hübsch, lautet sein Motto. Blau-violett schimmert die Flügeloberfläche vor allem beim Männchen, während die Unterseite leuchtend orange gefärbt ist mit dekorativen Punkten und Halbmonden. Der unverwechselbare Lycaena helle lebt auf Feuchtwiesen, nah an Flüssen, Seen oder Mooren. Nur wo der Schlangenknöterich den Raupen ausreichend Nahrung bietet, macht er sich heimisch. Zum Glück auch wieder auf den renaturierten Uferstreifen entlang der Rur. Welcome back schöner Falter!