Der Mc Arthur Baum in Hürtgenwald

Der „erste Amerikaner im Hürtgenwald“ ritzte in aller Ruhe Namen und Herkunft in die Rinde einer alten Rotbuche im Hürtgenwald. Wäre die Weltgeschichte eine andere geworden, wenn er weniger Zeit zum Schnitzen gehabt hätte?

Baumpost aus dem Zweiten Weltkrieg

Ernest Hemingway war dabei, damals bei der schrecklichsten Schlacht des Zweiten Weltkrieges in Hürtgenwald. Im November 1944 berichtete er als Kriegsreporter von den schrecklichen Ereignissen in dem 150 Quadratkilometer großen, unwegsamen Waldgebiet südlich von Aachen, 1950 verarbeitet er vieles in seinem Roman „Über den Fluss und die Wälder“. Es gibt in diesem Wald aber auch noch einen anderen Zeitzeugen, der vom Vorrücken der Amerikaner im Herbst 1944 erzählt. Eine Rotbuche an der Wegkreuzung Höhenschneise und Heimbachpilgerweg war damals um die 90 Jahre alt, als ein junger GI in ihre Rinde seinen Namen einritzte. Sie hat Granatenbeschuss und rollende Panzer überstanden und erzählt uns heute mit ihrer Inschrift so einiges über den September 1944. Damals rückten die ersten Amerikaner in den Hürtgenwald vor. Sie müssen Zeit gehabt haben und sie müssen gelassen gewesen sein. Wie anders kann man sich sonst erklären, dass jemand in aller Ruhe mit seinem Taschenmesser in die harte Rinde einer alten Buche ritzt: R.D. McArthur, 9/21/44, Texas, USA. Der junge Mann, der sich hier am 9. September verewigte, gehörte zur 9. Infanterie Division, die mit als erste am 12. September 44 die deutsche Grenze bei Roetgen überschritten hatte und dann über Mulartshütte und Zweifall bis Schevenhütte marschiert war. Zu ihrer Absicherung wurde am 19. September das I. Bataillon des 39. Regiments in Richtung Hürtgenwald geschickt. Dort vermuteten die Amerikaner nicht viel Abwehr. Der Baum erzählt uns noch heute von der Sorglosigkeit der Soldaten. Denn nur jemand, der sich unbedroht fühlt, kommt auf den Gedanken, seine Anwesenheit so sorgfältig und umfangreich in einer Baumrinde zu dokumentieren. Leider hat bis heute niemand herausgefunden, was aus R.D. McArthur geworden sein könnte. Robert Hellwig, seit 1982 im Geschichtsverein Hürtgenwald engagiert, meint jedenfalls, dass die geruhsame Trödelei noch in ganz anderer Form Geschichte geschrieben hat. Zu diesem Zeitpunkt trafen die Amerikaner kaum auf Gegenwehr. Sie hätten zügig bis Köln weiter marschieren und über den Rhein setzen können. Die Weltgeschichte könnte eine andere sein ohne die Schnitzpause im Hürtgenwald. Wie dem auch sei. Die heute 160 Jahre alte Buche und wir Nachgeborenen wollen jedenfalls niemals mehr einen Krieg erleben müssen.