Der Plenterwald in Heimbach
Dünn, klein und schwachholzig. Was heutige Waldbesitzer in die Verzweiflung treiben würden, war für die Bewohner der Nordeifel über viele Jahrhunderte der Idealzustand ihrer Bäume. Auch auf dem Heimbacher Meuchelberg wurde „geplentert“. Immer noch sind Reste des künstlich erzeugten Niederwaldes zu sehen. Ein Baumschatz ausnahmsweise in Kleinformat.
Auf den Stock gesetzt
Wer sich dem Wandervergnügen auf dem Heimbacher Meuchelberg hingibt, entdeckt auf der sonnigen, dem Staubecken zugewandten Südseite eine Besonderheit. Es sind Eichen, die vielstämmig in die Höhe wachsen. Für Kenner der Forstwirtschaft ein Hinweis darauf, dass in diesem Waldbezirk „geplentert“ wurde. Schon im 15. Jahrhundert nutzte die Landbevölkerung diese für die Eifel typische Form der Waldbewirtschaftung. In einem Rhythmus von rund zwanzig Jahren wurden großflächig die Mischwälder auf den „Stock gesetzt“. Mit kräftigen Axthieben wurden die Stämme kurz über dem Erdboden abgeschlagen. Zurück blieben von Birken, Eichen und Weiden nur kleine Stümpfe, aus deren schlafenden Augen neue Triebe, sogenannte „Stockausschläge“ sprossen.
Grund für den frühen Kahlschlag war der hohe Brennholzbedarf für die heimischen Kohlenmeiler. Später – im 19. Jahrhundert – war die gerbsäurehaltige Rinde der jungen Eichen stärker begehrt als das Holz. Waldarbeiter schälten sie im Frühsommer mit viel Geschick und mittels eines Lohlöffels vom Baum. In „Bürden“ zusammengeschnürt ging es dann zu den Eifeler Gerbereien oder Lohmühlen. Am Meuchelberg kamen für den mühsamen Abtransport Esel zum Einsatz. Für teure Rösser und Gespanne reichte das Geld in der Region nur selten. Aber die „arme Verwandtschaft“ machte Karriere. Heute ist der „Heimije Äsel“ stolzes Wappentier der Stadt. Ein Dank an die genügsamen Grautiere, die über Jahrhunderte auf den steilen, landwirtschaftlich genutzten Terrassen rund um Heimbach und im Gemeindewald mit schweren Lasten unterwegs waren.
Auf dem Meuchelberg wurde noch bis nach dem Zweiten Weltkrieg geplentert. Die auf den Stock gesetzten Eichen ließen nicht nur einen Stamm, sondern Zwillinge, Drillinge und mehr nach oben wachsen. Sie messen inzwischen gute sieben Meter. Auf dem inzwischen als Natura-2000 Gebiet geschützten Meuchelberg werden sie ungestört noch einiges an Höhe nachlegen können. Ein echter Baumschatz ─ damals im kleinen, bald im großen Maßstab.