Kombitour #3
Nettersheim | Blankenheim

Die Naturschätze der Kommunen Nettersheim und Blankenheim lassen sich mit einer herrlich abwechslungsreichen Tour verbinden. Zu den Momenten, die sich tief ins Gedächtnis haften zählen etwa der Blick von der Görresburg in die offene Tallandschaft der Urft, das stille „Waldbaden“ in Laub- und Nadelforsten sowie die Zeitreise ins römische Leben vor gut 2000 Jahren. Zusammengefügt ein  abwechslungsreiches Patchwork aus Naturerleben und Geschichtsstunde. Am Ziel wissen Sie wieder ganz genau, warum Sie vom Wandern in der Eifel nie genug bekommen.

Nur knapp anderthalb Kilometer vom Startpunkt am Naturschutzzentrum Nettersheim entfernt liegt im Archäologischen Landschaftspark der erste Naturschatz der Tour: die Kalkmagerwiesen der Urft und ihrer Nebentäler. Orchideenfans und Pflanzenliebhaber sind hier schon am Ort ihrer Sehnsucht angekommen. Auf den extensiv bewirtschafteten und infolge dessen stickstoffarmen Böden gedeihen so seltene Pflanzen wie der Mückenhändelwurz. Keine Rarität aber eine eindrucksvolle Pracht, ist im Frühjahr der Blütenteppich, den die Küchenschelle auslegt. Weiter im Jahr tanzen unzählige Schmetterlinge über die trockenwarmen Magerwiesen hinweg. Das üppige Blütenangebot lockt rund 60 Tagfalterarten in die offene Landschaft.

Auf Zeitreise in die römische Provinz

Nach dem botanischen Warm-up fordern die Geschichte, die ihr zustehende Aufmerksamkeit. Ein schmaler Pfad führt hinauf zur Görresburg. Auf dem Plateau sind drei quadratische Gebäudereste von einer niedrigen Steinmauer umfasst. Schlicht und unspektakulär auf den ersten Blick. Doch zwischen dem 1. und 4.
Jahrhundert n. Chr. war der gallorömische Tempelbezirk wohl ein „place to be“ im Rheinland. Das Heiligtum war den Aufanischen Matronen geweiht – die bedeutendste einheimische Göttergruppe dieser Zeit. Nicht nur die Bewohner und Bewohnerinnen des unterhalb gelegenen Vicus, sondern vermutlich auch viele Reisende auf der nahegelegenen Agrippastraße machten ihnen die Aufwartung. Sollten Sie einen Apfel zu viel im Rucksack tragen, lassen sich die göttlichen Damen vielleicht günstig stimmen, den einen oder anderen Wunsch zu erfüllen. Ganz ohne Bestechung gibt es dagegen den prachtvollen Blick ins Tal der Urft und weit in die Eifel hinein. Doch langes Verweilen ist nicht angesagt, die Schatzsuche will fortgesetzt werden. Entlang weiterer archäologischer Funde führt der Weg zurück ins Tal. Dort halten Sie sich rechts und überqueren auf einer Brücke die Bahngleise und später vor einem Kleinkastell die Urft. Am Eifelsteig-Wegweiser dem Pfeil „Haubachtal“ folgend gelangen Sie nach rechts gehend auf den Eifelsteig. Der bekannte Fernwanderweg ist nun für ein paar Kilometer Ihr Wegweiser und punktet mit bester Ausschilderung. Zwischendurch queren Holzpfosten den Weg. Sie markieren die ehemalige römische Schnellstraße von Trier nach Köln, die Agrippastraße. Sie aber sollten nicht aufs Tempo drücken, denn immer wieder eröffnen sich zur rechten Seite absolute Schaufensterblicke ins Urfttal. Malerisch schlängelt sich der Fluss entlang des Wegs mit einer reich strukturierten und naturnahen Bachaue. Zur linken dagegen wechseln sich alte Buchen und junge Fichten als Waldkulisse ab.

Tour-Informationen

Start Naturzentrum Eifel
Aufstieg 140 m
Abstieg 140 m
Länge der Tour 11,9 km
Dauer 3:00 Stunden
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Das Haubachtal mit Lambachpumpe

Den Schildern des Eifelsteigs weiter folgend gelangen Sie aus dem Urfttal heraus zum Haubach. Nach einem kleinen Anstieg, etwa auf halbe Talhöhe, führt der Weg zum zweiten Naturschatz, der Lambach Pumpe. Dieses technische Meisterwerk ist zwar deutlich jünger als die römischen Bauherrenkünste, verdient aber nicht weniger Bewunderung. Das Prinzip: Eine exakt berechnete Menge Triebwasser bewegt einen Kolben, der das Trinkwasser auf die vor Ort nötige Höhe fördert. Diese individuell ausgelegte Konstruktion macht jede Lambach-Pumpe zum Unikat. Rund 15 Jahre versorgte die robuste Pumpe Blankenheimerdorf mit Frischwasser, bevor sie 1935 in Rente geschickt wurde. Doch das technikgeschichtliche Denkmal wird für Notfälle weiter gewartet und dient in der Zwischenzeit als perfekte Picknick-Location. Auf dem Dach der Pumpenstation sitzend, lässt sich die Szenerie des lieblichen Haubachtals entspannt genießen.

Wiebke und Vivian sorgten für “Umbruch”

Gestärkt geht es entlang des Haubachs weiter, bis der Weg – den Eifelsteig verlassend – scharf links den Hang hochführt. Wer an dieser Stelle den Rundweg abkürzen möchte, gelangt geradeaus nach Blankenheim Wald und von dort per Zug zurück nach Nettersheim. Die Kombitour führt jedoch weiter über die Höhe, einmal links, zweimal rechts abbiegend bis zu einem Rondell. Von dort wandern Sie zweimal auf kurzen Waldschneisen (zunächst gerade aus, dann nach links abbiegend) bis Sie auf den Wanderweg „Frühstücksbuche“ stoßen. Hier geht es links bergab. Erweist sich die Wegstrecke hierhin manchmal als „unordentlich“, dürfte eine Rotte Wildschweine als Täter in Frage kommen. Für den Verbiss an den jungen Buchen hingegen sind sie nicht zuständig. Am zarten, weichen Grün erfreuen sich zumeist Hirsche. Sie sind die kulinarischen „Nutznießer“ der Orkane Vivian und Wiebke, die 1990 den alten Fichtenwaldbestand nahezu vollständig verwüsteten. Rund 100.000 junge Laub- und Nadelbäume locken die prächtigen Geweihträger nun in die Aufforstungen. Wer nicht nur Bissspuren betrachten, sondern einen Live-Blick auf die größte freilebende Wildtierart Mitteleuropas werfen möchte, der sollte in der nahen Beobachtungsstation zur richtigen Stunde Platz nehmen. Doch auch ohne tierische Hauptdarsteller ist die Aussicht aus der Station bemerkenswert. Die letzte Etappe der leicht zu gehenden Runde führt sie wieder zweimal rechts abbiegend zurück ins Tal der Urft und erneut auf den Eifelsteig. Vorbei am lauschigen Römerweiher führt der Weg diesmal rechts der Urft hinein nach Nettersheim. Mit etwa 12 Kilometer in den Beinen dürfen sich diese nun verdientermaßen unter einem gedeckten Tisch ausstrecken. Davon fi nden sich in der gemütlichen Eifelkommune nicht wenige. Lassen Sie es sich gutgehen!