Naturschatz Nideggen: Der Badewald

Zwischen den Nideggener Ortsteilen Abenden und Berg liegt der Badewald. Wer ihn durchwandert, wandert auch durch die Zeit. Viel Sichtbares aus Geologie und Archäologie lässt sich wissenschaftlich exakt timen. Zum Charakter des Badewaldes gehören aber ebenso die Sagen und Legenden der Region. Sie verleihen ihm eine mystische Aura. Überaus gegenwärtig dagegen sind die großartigen Naturimpressionen: Die Aussichten ins Rurtal und über die Höhen des nördlichen Nationalparks, die Sanftheit der kleinen Waldgraswege, die borkigen Kiefern, die blühenden Obstbäume im Frühling im Simutstal. Eine für die Rureifel typische Landschaft und ein echtes Naturschatz-Highlight.

Nächster Halt Abenden! Wenn in der Rurtalbahn diese Ansage zu hören ist, hat die Panoramafahrt Sie sicher bestens eingestimmt auf die Nideggener Naturschatz-Tour. Auch wer mit dem Auto anreist, parkt am Bahnhof Abenden richtig. Vom Startpunkt aus geht es über die Rur entlang der schmucken Mühlbachstraße in östliche Richtung. Kurz bevor Sie unterhalb der hohen Talbrücke der L 249 ankommen, biegt links eine kleine Treppe steil berghoch. Sichtbar ist das Wanderzeichen 67 der Hundsleyrunde; es wird Sie den ganzen Weg begleiten. Die „gefühlten“ hundert Treppenstufen bringen Sie schnell auf Betriebstemperatur. Nach einem kurzen asphaltierten Wegstück beginnt mit dem gegenüberliegenden Pfädchen das Naturerlebnis Badewald.

Zu allen Zeiten etwas Besonderes

Der Badewald ist Teil des Naturschutzgebiets der Buntsandsteinfelsen im Rurtal, das sich von Untermaubach bis Abenden erstreckt. Buntsandsteine erzählen von der Entwicklung der Erde. Mal als imposant aufragende Felsmassive, mal ─ wie auf der Bergkuppe Hundsley ─ als rötlich-sandiger Waldboden. Entstanden sind sie vor rund 230 Millionen Jahren als die Eifel noch eine Wüste war, aber erst „gestern“ – vor zwei Millionen Jahren grub sich die Rur als Urstrom in die Landschaft und modellierte die heutigen, teilweise bizarren Formen des Bundsandsteins. Als warme Klimainseln bieten sie vielen schutzwürdigen Pflanzen und Tieren wie etwa Mauereidechsen und Fledermäusen einen in der Eifel seltenen Lebensraum.

Weitaus jünger ist ein anderes Geschichtskapitel des Badewalds. Das, der sagenumwobenen Wallburg. Ihre Überbleibsel erreichen Sie schon nach etwa zwei Kilometern. Zwei Wallgräben, ursprünglich wohl zum Schutz der mittelalterlichen Anlage gebaut, regen die Phantasie an. Wer mühte sich, an dieser Stelle eine ca. 30 mal 10 Meter große Befestigungsanlage zu errichten? Eine private Adelsfamilie, so vermuten Historiker, die von der exponierten Lage aus, das Tal der Rur kontrollieren wollte. Wenden Sie sich nach rechts zum Aussichtspunkt der Hundsley, können Sie diese Einschätzung gut nachvollziehen. Bis zum Horizont dehnt sich das beschauliche Panorama des Rurtals mit den Höhenzügen des Nationalparks vor Ihnen aus. Über seine Wälder zieht, je nach Wetterlage, ein reizvolles Schattenspiel der Wolken. Von dieser Warte aus zeigt sich auch der allmähliche Waldumbau des Nationalparks. Nur noch vereinzelt durchbrechen Fichtenforste die ursprünglich hier heimischen Buchen- und Mischwälder.

Tour-Informationen

Start Bahnhof Abenden
Aufstieg 120 m
Abstieg 120 m
Länge der Tour 3,8 km
Dauer 1:15 Stunden
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Trockenen Fusses durch den Badewald

Wer sich von diesem magischen Ausblick und der Ruheinsel trennen kann, folgt dem kleinen Waldgraspfad weiter bergauf. Die auf den Bundsandsteinböden gepflanzten Kiefernwälder lichten sich im Alter aus, so dass junge Laubbäume von unten nachwachsen. Durch den reizvollen Wechsel von Misch- und Nadelwald führt Sie der Bogen östlich ins Simuts- bzw. Isimtstal und nach einer Kehre gemütlich zurück nach Abenden. Dieser letzte Wanderabschnitt kontrastiert mit der offenen Wiesen- und Weidelandschaft noch einmal schön das vorausgegangene Walderlebnis. Der Name des Badewaldes geht vermutlich auf die untergegangene römische Siedlung Badua zurück, das kleine „Atlantis“ von Abenden. Wer also bis zum Schluss auf einen Badesee gehofft hat, muss sich mit dem Abender Freibad begnügen. Mit Sicherheit kein schlechter Ersatz.

Besonderheiten im Badewald

Die Waldkiefer – ein echter Hungerkünstler

Sonnig muss es sein. Das ist so ziemlich die einzige Bedingung, die die Waldkiefer stellt. Ansonsten nimmt sie’s, wie es kommt oder wohin ihr Flugsamen fällt. Zum Wurzeln reichen ihr zur Not schon wenige Zentimeter Boden oder sandiges Gestein wie das auf der Hundsley aus. Auf diesen trockenen, felsigen Standorten ist die immergrüne Pinus sylvestris fast konkurrenzlos. Wird auch ihr das Wasser zu knapp, kann sie über die Nadeln Feuchtigkeit aus der Luft aufnehmen. Die bescheidene Schönheit ist also bei weitem kein Allerweltsbaum, auch wenn sie fast überall ein Auskommen findet.

Ein Platz an der Sonne

Wo die Kiefer ist, ist der Steppengrashüpfer oft nicht weit. Wie sie bevorzugt der zur Familie der Feldheuschrecken gehörende Chorthippus vagans ein warmes, trockenes Habitat. Als Vegetarier hält er Ausschau nach Gräsern, krautigen Pflanzen, Moosen und Flechten. Nicht wirklich musikalisch klingt sein kratzender Balzruf. Doch zeigt sich ein Weibchen interessiert, geht es durchaus auch leiser und melodischer. Gut so, denn der Steppengrashüpfer braucht dringend Nachwuchs. Schon lange steht die braun-rote Kurzfühlerschrecke durch die Veränderung vieler Lebensräume auf der Roten Liste bedrohter Arten.

Der Badewald: ein hoch „geschätztes“ Revier

Im Badewald wurde zu allen Zeiten Erz abgebaut. Auf die Kelten folgten die Römer und die Franken. Im Mittelalter waren es Lohnbergleute, vielfach aus dem Süddeutschen, die hier Arbeit fanden. Für die Einheimischen stellten sie ein seltsames Völkchen dar: bunt gekleidet, Zipfelmützen tragend und im Wald wohnend. Das gab zahlreichen Legenden und Sagen Vorschub, vor allem, wenn die Männer nachts mit ihren Grubenlampen durch den nebligen Wald zogen. Wer weiß, vielleicht versteckten auch sie, wie einst die Eburonen, einen Schatz in den Stollen des Badewalds. Diese sollen in fernen Zeiten – so meinen es einige Forscher zu wissen – auch den Schatz der Nibelungen beherbergt haben. Große Ehr, große Mär?