Die Eiche im Scheckenbachtal in Schleiden
Es scheint, als besitze die riesige alte Stileiche am Nordende des idyllischen Scheckenbachtals eine besondere Anziehungskraft. Nicht wenige Wanderer berühren im Vorbeigehen ihre raue furchige Borke. Vielleicht ist es der unbewusste Wunsch etwas mitzunehmen von der Kraft, von der Standfestigkeit, von der Dauerhaftigkeit ihres über 350-jährigen Baumlebens.
Eine „Grenzgängerin“ erzählt Geschichte
Uralte Eichen sind stets ein Blickfang. Mit ihren ausladenden Ästen und den mächtigen Stammumfängen sichern sie sich die Aufmerksamkeit des Menschen. Fast immer erzählen sie eine Geschichte. So auch die Eiche am örtlichen Wanderweg 32, deren Leben vor mehr als 300 Jahren als „Grenzbaum“ begann.
Reichsritter Johan von Harff ließ den Setzling als Teil einer Eichenreihe pflanzen. Sie begrenzte das Weideland entlang des Mühlgrabens und schützte diesen vor Viehvertritt. Durch diese Baumgrenze gesichert, floss das Wasser ungestört vom höher gelegenen Patersweiher über weitere Stauteiche zur Berescheider Mühle, die ab 1670 ihr Mühlrad drehte.
Die Existenz als Grenzbaum war für die langsam wachsende Stileiche gleichzeitig ihre Lebensversicherung. Der Grund: Bis ins 19. Jahrhundert hatte in der Eifel die Eisenverhüttung Hochkonjunktur. Das Feuer in den Hüttenwerken musste ebenso wie das heimische Herdfeuer stetig glühen. Die Suche nach Brennmaterial endete in einem nahezu flächendeckenden Kahlschlag. Dass die historische Eiche am oberen Talende diesem Schicksal entging, freut heute nicht nur Spaziergänger. In dem nach wie vor gesunden Baum mit der weit verzweigten Krone geht es äußerst lebendig zu. Unzählige Tierarten wie Käfer und Vögel finden hier Unterschlupf und Nahrung. Schwer begehrt sind vor allem die Eicheln, die sich im Frühjahr aus den Blüten entwickeln. Rehe, Hirsche, Wildschweine und selbstverständlich der Eichelhäher lieben sie auf ihrem herbstlichen Speiseplan. Auch Bauern trieben früher ihre Schweine in den Wald zur kostenlosen Mast. Der Mensch nutzte die Nussfrüchte nur in Notzeiten, obwohl sie gekocht sehr nährstoffreich sind. Begehrt dagegen ist bis heute das hochwertige Holz der Baumart. Im Weinbau gilt beispielsweise die Reifung eines Weines in Eichenfässern als Qualitätsmerkmal. Nur wenige Meter vom „Baumschatz“ entfernt wartet ein „Ruheschatz“ mit Blick auf die naturnahe Idylle des Scheckenbachtals. Hier lässt sich‘s wirklich gutgehen und den im Eichenfass gereiften Wein genießen!
Kleiner „Baumsteck-Brief“:
Eichen markierten meist besondere Orte. Sie gaben Gerichtsstätten, Kapellen, Kreuzen oder auch Flurgrenzen einen imposanten Rahmen. Ökologisch punktet die Baumart mit dem botanischen Namen Quercus als Nahrungsquelle und Lebensraum. Bis zu 1.000 Insektenarten wurden schon in den Kronen von Eichen gezählt. Nach der Buche ist die Eiche mit über 10 Prozent Waldanteil der zweitwichtigste Laubbaum in Deutschland. Das schwere, harte Holz lässt sich gut bearbeiten. Mit tiefreichenden Pfahlwurzeln sind Eichen bestens gewappnet für stürmische Zeiten. So darf die Liste der 1000-jährigen Eichen weiter auf Neuzugänge hoffen.