Die Rotbuche im Nationalparkzentrum Vogelsang IP
Nein, diese Rotbuche ist beileibe kein „Warmduscherin“. In den ersten 160 Jahren ihres Leben hat sie in Nettersheim Wind und Wetter getrotzt. Nun aber findet sie es ganz behaglich in der Erlebnisausstellung „Wildnis(t)räume“ des Nationalpark-Zentrums Eifel und ermöglicht es Besucherinnen und Besuchern sich einmal ganz nah mit ihr und ihrer wertvollen Rolle im Waldgeschehen zu beschäftigen.
Ein Baum macht Ausstellungskarriere
Die Nationalpark-Ausstellung „Wildnis(t)räume“ am Internationalen Platz in Vogelsang macht die Vielfalt des Waldes und seiner Bewohner mit allen Sinnen begreifbar. Für die Ausstellungsmacher war es deshalb naheliegend, den charakteristischen Baum des Nationalparks Eifel – die Rotbuche – als Exponat zu präsentieren. Weniger naheliegend war es, dafür einen drei Tonnen schweren und vier Meter langen Stamm sowie eine 1,5 Tonnen schwere Wurzel in den Rohbau der Ausstellungsräume zu schaffen. Dass dies 2014 ohne Schäden gelang, kam einer logistischen Meisterleistung gleich. Der Aufwand aber hat sich gelohnt. Heute trifft hier „echte“ Natur auf die Neugierde der Gäste. Sie können im wörtlichen Sinne begreifen, wie sich eine Buche unter der Rinde und an den Wurzeln anfühlt, wem sie Nahrung und Wohnraum schenkt. So wissen Schwarzspechte, Siebenschläfer, Blaumeisen und auch Hornissen den Laubbaum als Vermieter sehr zu schätzen. Stirbt die Buche ab, sinkt ihr Stern dadurch nicht. Auch als Totholz sind Bäume wertvoll für eine Vielzahl von Waldbewohnern. Pilze, Moose und Flechten sind typische Nutznießer. Auch unzählige Insekten zieht das stetig mürber werdende Holz an. Vollständig zersetzt bereitet der Baumhumus den Waldboden vor für die nächste Generation. Im Nationalpark Eifel läuft dieser Kreislauf von Werden und Vergehen gänzlich ungestört ab. Er schenkt der konkurrenzstarken Buche die Chance, wieder die Nummer eins in der Region zu werden. Ein Platz, den sie einst unangefochten innehatte. Durch Jahrhunderte lange Nutzungen wie Holzkohleherstellung oder Beweidung veränderte der Mensch große Teile des Eifelwaldes. Wo ursprünglich Buchenwälder herrschten, entstanden Kahlflächen, die preußische Forstleute ab Mitte des 19. Jahrhunderts mit der schnell wachsenden „Preußenfichte“ bepflanzten. Heute ist die Rotbuche wieder in guter Gesellschaft. Die Wälder der Nationalparkregion entwickeln sich zu Mischwäldern mit einem hohen Buchenanteil. Dieser Prozess ist nur ein Thema, in der an Highlights reichen, 2000 m2 großen und barrierefreien Erlebnisausstellung „Wildnis(t)räume“. Sie führt Menschen auf phantasievolle Weise und mit modernster Ausstellungstechnik in den Naturkosmos der Eifel und schlägt zudem die Brücke von Nordrhein-Westfalens Nationalpark zu denen in der ganzen Welt. Bei so viel täglicher Aufmerksamkeit hat die alte Nettersheimer Buche den Standortwechsel zum Internationalen Platz Vogelsang sicher nicht bereut.