Die Eichen im Hocherbacher Wäldchen

Gelten dreißig Bäume schon als Wald? Egal! Die knorrigen Eichen des Hocherbacher Wäldchen bilden einen wunderschönen Blickfang in der an Attraktionen auch sonst nicht armen Landschaft rund um Gey, ein Ortsteil der Gemeinde Hürtgenwald. Seine Bewohner schätzen den kleinen Hügel schon lange und verlagerten so manches Dorffest unter das schattige Laubdach.  

Kleiner Hain mit großem Charme

6 Wurf 50 Pfennig, 3 Wurf 30 Pfennig. Solche nostalgischen Preise zeigen die Fotos, die beim Schulfest der Geyer Grundschule im Jahr 1965 aufgenommen wurden. Ebenso nostalgisch muten die Vergnügungen an. Kinder sind mit vollem Eifer beim Dosenwerfen, Seifenkistenrennen oder Sackhüpfen dabei, angefeuert nahezu vom ganzen Dorf. Das Fest fand nicht etwa auf dem Schulhof statt, sondern in und um das nahegelegene Hocherbacher Wäldchen. Die mit der Kamera eingefangenen Szenen strahlen etwas von einer Zeit aus, als die „Sommer noch richtige Sommer“ waren. Erinnern an Tage, in denen im Schatten großer Bäume ganz einfach Zeit mit Plaudern, Spielen und Ausruhen verbracht wurde. „Offline“ vom Alltag. Ein solcher Ort war und ist wohl das Hocherbacher Wäldchen. Seine rund dreißig Eichen wurden vermutlich Anfang der 30er Jahre des 20. Jahrhunderts gepflanzt. Ob nur zur Zierde oder aus holzwirtschaftlichen Gründen, ist nicht bekannt. Die Auswahl aber ist typisch für die Eifel. Neben Buchenwäldern prägen Eichenwälder seit jeher das Landschaftsbild in der Region. Und auch die Jungbäume nahe der heutigen B399 wuchsen trotz des eher kargen Bodens zu stattlicher Größe heran. Unter ihren Kronen blieb es allerdings nicht immer so friedlich, wie bei den dörflichen Festen. Im Zweiten Weltkrieg stationierte sich eine deutsche Flakeinheit auf dem Hügel. Auch einen Bunker grub die Wehrmacht in die kleine Anhöhe. Heute ist weder die Zufahrt für die Militärfahrzeuge noch der Unterstand mehr zu erkennen. Gey selbst wurde in der Allerseelenschlacht im November 1944 fast völlig zerstört. Die alten Eichen haben dieses dunkle Kapitel der Eifelgeschichte unbeschadet überstanden. Durch ihre durchlässigen Kronen finden immer wieder Sonnenstrahlen den Weg zum Boden. Es ist licht und freundlich im Hocherbacher Wäldchen. Und ob Wäldchen oder Wald – die Hürtgenwalder jedenfalls freuen sich seit vielen Generationen über die dreißig rüstigen Senioren.