Die Elsbeere in Blankenheim

Die „schöne Else“ weiß sich zu präsentieren. Am Ortseingang von Ripsdorf, auf einem kleinen Hügel stehend, zieht der wohlgeformte Elsbeerbaum die Blicke auf sich. Ganz besonders im Herbst, wenn die ersten kalten Tage die Laubkrone zu einem Farbfeuerwerk von feuerrot über orange bis goldgelb verzaubern. Warum eine solche Augenweide zur seltenen Baumrarität geworden ist, bleibt auch Fachleuten ein Rätsel.  

Eine echte Weltmeisterin!

In Österreich gibt es ein ganzes Elsbeerenland, in Deutschland muss man die wärmeliebende Baumart inzwischen lange suchen. Für Fans der Elsbeere besitzt deshalb der solitär stehende Baum in Ripsdorf fast schon Kultstatus. Geradezu bilderbuchmäßig ist seine Krone ausgebildet, kompakt und ausladend gleichermaßen. Wer sich mit rund 150 Jahren „auf dem Buckel“ in so perfekter Form zeigt, hat wohl beste Gene oder kompetente Baumpfleger.

Eine oberflächliche Schönheit ist die Elsbeere aber keinesfalls. Über lange Zeiten hinweg war die heimische Wildobstart auch als „Ruhrbaum“ oder „Ruhrbirne“ bekannt. Die rotbraunen Früchte galten als Heilmittel gegen die Ruhrerkrankung und weitere Magen- und Darmleiden. Gesunde Zeitgenossen erfreuen sich bis heute an vitaminreichen Marmeladen oder Fruchtsäften, zu denen das Obst verarbeitet wird. Wer also im Herbst auf der Bank unterhalb der Ripsdorfer Schönheit Platz nimmt, darf durchaus einmal an den herben Beeren naschen.

Auch sonst ist dieser Ort gut gewählt. Das ahornähnliche, dichte Blätterwerk spendet Radlern und Wanderern Schatten für eine gemütliche Rast. Von hier schweift der Blick über Ripsdorf hinweg in das naheliegende Naturschutzgebiet des Lampertstals und damit in den südlichsten Zipfel Nordrhein-Westfalens. Eine weitere Elsbeere sucht man hier wohl vergebens, obwohl sie gerade in jungen Jahren überaus anspruchslos ist, was Boden- und Lichtverhältnisse betrifft. Inzwischen hat die Wahl zum „Baum des Jahres 2011“ zu einem kleinen Comeback des heimischen Exoten geführt. Die Zunft der Schreiner, Drechsler und Instrumentenbauer freut es. Denn das Holz der Elsbeere wurde schon im Jahre 1900 auf der Weltausstellung in Paris zum schönsten Holz der Welt gekürt.